Du bleibst am Leben mit deiner ganzen Familie. Jeremia 38,17
Die Jeremia-Kapitel 35 bis 38 erzählten von einer Bücherverbrennung, von Ignoranz und Unsicherheit der Regierung und von anschaulich geschildertem Kriegsgemetzel. Der Regierungskritiker Jeremia wurde durch Gefangennahme zum Schweigen gebracht.
Genau das Richtige für unseren Bibelkreis. Die Frauen ließen sich nicht erschrecken, oder? Sie hatten schon die zehn Plagen beim Auszug aus Ägypten mit Mose und den Weltuntergang in der Offenbarung hinter sich.
Mir gegenüber saß eine Freundin und schaute mich groß. Dann wandte sie sich an den Pfarrer mit der Frage: „Was bringt dieser Text nun eigentlich für uns heute?“ „Ich bin ganz durcheinander und weiß überhaupt nichts mehr,“ fügte sie hinzu.
Also war ich nicht die einzige mit Unbehagen im Bauch… Ich nutzte die Gelegenheit und erklärte, dass ich diesen Text kein bisschen leiden mochte.
Der Pfarrer rettete die Situation mit einem Ausflug in die Geschichte Israels. Ich hörte zu:
Das Jeremia-Buch ist etwa 2600 Jahre alt und stammt aus einer uns völlig fremden Kultur. Es ist sehr wichtig für Israel und seine Geschichte – also auch für die christliche Kirchengeschichte. Israels Glaube an Gottes Schutz und an die Unzerstörbarkeit des Tempels lag nach der Eroberung durch Nebukadnezar zusammen mit dem Tempel in Schutt und Asche. Das Volk Gottes wurde in alle Winde zerstreut; doch es besann sich auch ohne den Tempel auf seinen Glauben. Man sammelte die Schriften Jeremias. Diese waren eine Hilfe, in den fremden Ländern die eigene Identität zu finden und zu bewahren.
Für uns kann das bedeuten, dass Gott zwar die größten Katastrophen zulässt, aber dass Er uns hindurchführt und einen Neuanfang möglich macht. Und: Jeremia zu kennen gehört zur geschichtlichen Bildung.
Geschichte war nie mein Lieblingsfach gewesen. Dort wurde meist von Kriegen erzählt. Was soll’s?! Bildung hatte noch niemandem geschadet. Mir auch nicht. Trotzdem.
