Paulus schreibt: Ich fürchte aber, eure Gedanken könnten abgelenkt werden von der ungeteilten Hinwendung zu Christus, so wie es der Schlange gelang, Eva mit einer List zu betrügen. 2. Korinther 11,3
Kaffeeduft steigt auf. Die Bibel liegt aufgeschlagen neben dem aktuellen Kalenderblatt. Ich blättere ein wenig im Losungsheft und mache mir Notizen. Meine Augen überfliegen den heutigen Losungstext.
KatzeSally kommt herein und legt sich mir zu Füßen. Sie erzählt in allen ihr zur Verfügung stehenden Mienz- und Maunztönen, dass sie ebenfalls ausgeschlafen ist, was sie geträumt hat und was sie heute zu unternehmen gedenkt. Ist ja gut, Sally. Ich beuge mich zu ihr hinunter, um sie zu kraulen.
Was hatte ich da eben im Losungsheft gelesen? Ich schaue noch einmal nach. Ach ja, Paulus schreibt über gedankliche Abwesenheit, oder so.
Schmunzelnd stelle ich fest, Paulus hat Recht mit seiner Befürchtung. In meinem Fall ist es eine Katze, die mich vom Bibellesen ablenkt. Eine Katze, mehr nicht. (Zugegebenermaßen eine sehr schöne und freundliche Katze.) Während Sally die angeforderten Streicheleinheiten genießt, frage ich mich:
Wie schaffen es Menschen mit Terminen und Anforderungen, die ein Berufs- oder Familienleben mit sich bringen, sich ungeteilt Christus zuzuwenden?
In meinem Fall ist es bestimmt nicht Sally, die mich von Christus ablenkt. Es ist eher meine Angst und Unruhe, die mich angesichts der täglichen Schreckensmeldungen der Presse regungs- und tatenlos erstarren lässt.
Die Katze hat sich zufrieden zurückgezogen. Leider sind meine Gedanken vollends abgeschweift. Trotzdem beginne ich (endlich) mit der täglichen Bibellese. Der erste Johannesbrief ist dran. Dort steht:
Damit werden wir auch unser Herz vor Gott beruhigen können, wenn es uns anklagt, weil unsere Liebe doch immer Stückwerk bleibt. Gott ist größer als unser Herz und weiß alles, er kennt unser Bemühen wie unsere Grenzen. 1. Johannes 19b.20




