Mache ich meine Pläne nach Menschenart, sodass mein Ja auch ein Nein sein kann? 2. Korinther 1,17
Paulus war in Erklärungsnot. Er hatte den Korinthern einen Besuch versprochen, doch daraus wurde nichts. Die Gemeinde lag ihm am Herzen. Er versuchte, seine Absage zu erklären.
Nie und nimmer würde er heute so und morgen anders entscheiden. Was auch immer die Korinther von ihm dachten oder redeten, er war vertrauenswürdig und hatte ein reines Gewissen.
Manchmal sind Konflikte unvermeidlich, auch mit Menschen, die mir am Herzen liegen. Doch so wie Paulus will ich versuchen, meine Beweggründe zu erklären. Falls ich mich nicht verständlich machen kann, wäre ein reines Gewissen besser als nichts. 😉
Psalm 42. Der Beter wartet voller Sehnsucht auf Gott, auf den wahren, lebendigen Gott. Tag und Nacht ist er voller Tränen. Hohn und Spott begegnen ihm; andere fragen, wo Gott denn bleibt, auf den er hofft. Mutlos und verzweifelt erinnert er sich an bessere Zeiten. Das Blatt wird sich wenden. Gott ist sein Beschützer. Sein Licht und Seine Treue werden ihm zur Seite stehen. Eines Tages wird er an den Altar treten und zum Klang der Harfe wird er Gott preisen.
Ostseeurlaub. Wir (mein Reisebegleiter und ich) hatten leckeren Fisch gegessen und schlenderten auf der Seebrücke entlang dem Horizont entgegen. Eine Gruppe von Frauen zog mit einem Bollerwagen an uns vorüber. Als wir vorn auf der Plattform ankamen, waren die Damen damit beschäftigt, ein riesiges kreisrundes Tuch in Regenbogenfarben auszubreiten. Ihre Schuhe hatten sie als Beschwerer auf den Rand gelegt. Es war sehr windig.
Als sie ein Kruzifix aus hellem Holz in der Mitte des Regenbogentuches platzierten, wurde ich neugierig.
Eine der Frauen stellte sich als Pfarrerin der Urlauberseelsorge vor. Sie würde gleich einen Abendsegen mit der Möglichkeit einer persönlichen Segnung gestalten und lud uns zum Bleiben ein. Der Einladung folgten wir gern. Eine Familie mit 4 Kindern, und weitere zwei Paare ebenso.
Jede/r bekam ein Liedblatt und wir sangen zu Beginn ein fröhliches Lied so gut es ging.
Die Pfarrerin las Psalm 42 aus der Lutherübersetzung und legte den Text aus. Anschließend sollten wir uns für eine Atemübung von unseren Plätzen erheben. Wir gaben dem Atem in uns Raum so gut es ging. Währenddessen schweiften meine Gedanken ab. … Ungefähr so: ‚Vater, diese Pfarrerin scheint auf Dich zu warten, bitte zeige Dich ihr doch. Steh ihr bei, wenn sie unter Mutlosigkeit und Verzweiflung leidet und hilf ihr, wieder fröhlich an Deinen Altar zu treten. Danke dafür.‘
Nach dem Gebet (der Pfarrerin) und einem weiteren Lied wurden wir mit dem Segen verabschiedet. Beim Einwurf der Kollekte in die dafür vorgesehene kleine Holzkirche wandte ich mich an die Seelsorgerin. Ich bedankte mich für die Einladung und bemerkte, dass ihre Ansprache sehr adventlich war. „Wieso adventlich?!“ fragte sie erstaunt. „Wegen dem Warten auf Gott,“ erklärte ich, „das war doch ihr Thema.“ Daran hätte sie bei der Vorbereitung nicht gedacht. Doch ja …
Der Fisch war gut und der Abendsegen eine nette Überraschung. Satt und zufrieden kehrten wir zurück zu unserem Feriendomizil.